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BIOGRAFIE



Jörg Extra wurde 1960 in Köln geboren. Von 1981 bis 1986 studierte er an der Bergischen Universität in Wuppertal Kommunikationsdesign.

Nach seinem Diplom arbeitete er als freiberuflicher Illustrator, u.a. für führende deutsche Wirtschaftsmagazine wie Capital, DM, DVA, Manager Magazin und Wirtschaftswoche.


Jörg Extra ist seit 1990 als Künstler tätig und lebt und arbeitet in Bensberg bei Köln.

BETRACHTUNGEN AM WERK VON JÖRG EXTRA

Uwe Flesche im Gespräch mit dem Künstler


Der Maler Jörg Extra ist einer meiner ehemaligen Studienkollegen aus den frühen 1980er Jahren. Was damals mit Karikaturen und schrillen Objektdarstellungen begann und sich mit professionellen Illustrationen fortsetzte, mündete schließlich in ein facettenreiches Gesamtwerk im Bereich der Bildenden Kunst.


Bis heute verbindet uns eine unregelmäßige, aber zuverlässige Freundschaft. Und ich bin immer wieder überrascht, wie oft sich dieser ‘Extra-Mensch‘ als Künstler schon neu erfunden hat. Ob es nun seine ungewöhnlichen Städteporträts sind oder die detailverliebten ‘Classic Cars‘, die Szenen eines Jazz-Konzerts oder die Lichtspiele festlich gedeckter Tafeln, ein Christopher Street Day in Köln oder die impressionistisch anmutenden Rückenansichten junger Frauen weltweit – dies alles wirkt auf den ersten Blick inkohärent und ist doch eine nachvollziehbare Abfolge von Schaffensphasen, die vom Künstler jeweils mit aller Hingabe gelebt werden. Auf mein vor Kurzem geführtes Gespräch mit Jörg Extra war ich sehr gespannt!




Uwe Flesche: Hallo Jörg! Ich weiß, kein Künstler findet sein Werk gern in einer Schublade wieder, in die der Kunstkritiker es hineinzwängen möchte. Aber lass‘ uns trotzdem mal den Versuch einer kunsthistorischen Einordnung vornehmen: Was antwortest DueinemRezensenten, derz. B. Deine ‘Classic Cars‘im Bereich des Modern Pop, der Retro Art oder der Engine Art sieht? Oder wie steht es mit dem Begriff ‘Post-Impressionismus‘, bezogen auf Deine vomLichtmoment bestimmten anderen Werke?


Jörg Extra: Ich zeichne und male aus einem inneren Bedürfnis – und lasse mich auch gernevon meinen eigenen Bildern überraschen. Die Freude am Entwickeln und am Unerwarteten sind dabei größer als die Frage, in welchem Stil ich mich gerade bewege oder welchen Begriff jemand anders dieser Bewegung überstülpen könnte. Was ich einem Rezensenten antworten würde? Nun, ich würde versuchen, höflich zu bleiben ...


Uwe Flesche: (Danke für die Höflichkeit … ! –Gemeinsames Gelächter wie in alten Zeiten.)


Uwe Flesche: Zum ‘Making of‘ Deiner Bilder: Bei der HerstellungDeiner Gemäldegehst Du traditionell vor. Du benutzt klassische Leinwände, grundierst sie, gelegentlich auch im Verbund mit Zeitungsblättern, und zeichnest und malst darauf. Du verwendest keinerlei technische Hilfsmittel außer vielleicht einer Kamera zur Dokumentation. Schwimmst Du bewusst gegen den Strom der Zeit?


Jörg Extra: Die handwerklich orientierte Vorgehensweise ermöglicht es mir, aus einer Vielzahl verfügbarer Zeichen- u. Maltechniken auszuwählen: von Tusche über Acryl, Airbrush oder Aquarellfarben bis hin zu einfachen Farbstiften. Computer können solche Techniken natürlich auch nachahmen und vielerlei beeindruckende Effekte erzeugen, aber selbst das beste Grafikprogramm ist z. B. nicht in der Lage, die Präzision einer ‘echten‘ Federzeichnung zu ersetzen.

Außerdem erzählt das Bild auf diese Weise die Geschichte (und das Geschichte) seiner Entstehung, macht Arbeitsspuren sichtbar. Denn Teile des Leinwandgewebes, der Grundierung, der besagten Zeitung und der Vorzeichnung werden nicht flächendeckend übermalt, sondern bleiben optisch und haptisch bis zum Schluss erhalten. Auch dies könnte computer-generierte Bilderzeugung simulieren, aber nicht in ertastbaren Schichten übereinanderlegen.


Uwe Flesche: Sprechen wir über Deine ‘Classic Cars‘ - eine mittlerweile recht umfangreiche Serie von Fahrzeugporträts ,die nicht nur Oldtimer-Fans zu begeistern weiß. Die zeichnerische Präzision und der malerische Pinselstrich überzeugen auch Kunstbeflissene, und selbst der weniger Seherfahrene kann mit diesen Bildern etwas anfangen. Was inspiriert Dich zu solchen Darstellungen?


Jörg Extra: Inspirationsquelle dieser Bilder ist sicherlich meine eigene Wertschätzung formschöner Automobildesigns. Oldtimer faszinieren mich einfach, sei es ihre zeitlose Eleganz, seien es ihre körperhaft anmutenden Formen und Proportionen, sei es, dass sie das Lebensgefühl einer anderen Zeit widerspiegeln. Vergleichsweise dazu erscheint das Design moderner Kraftfahrzeuge oft seelenlos.

Zu den Darstellungen. Ausgehend von real existierenden Vorlagen - den Fahrzeugen selbst oder Fotos davon - beginnt jeder Schaffensprozess mit einer zeichnerischen Umsetzung. Dabei kommt es zunächst auf ein hohes Maß an Authentizität an; der Kenner würde sofort sehen, ob der abgebildete Serientyp in seinen Details stimmig ist oder nicht. Wenn dieses designtechnische Grundgerüst aber einmal steht, kann ich zu einer freieren Arbeitsphase übergehen, kann versuchen, die ‘Seele des Autos‘ zu ertasten, um schließlich mit großzügigem Pinsel und lebendigen Farben seine mutmaßliche Geschichte nachzuempfinden.


Uwe Flesche: Kommen wir aus der Welt der schönen Maschinen zu Bildern von Wesen aus Fleisch und Blut, Deinen ‘Back Views‘. Diese weiblichen Rückenansichtenwurden ineinem anderen Interview von derRezensentin, Frau Dr. Roosen, sehr treffend als “erotischund entrückt zugleich“ beschrieben ,“einsubtiles Spiel zwischen Nähe und Distanz“. Was sagt Jörg Extra dazu?


Jörg Extra: Erotikist für mich nicht, wie vielfach missverstanden, ein auf den sexuellen Aspekt reduziertes Phänomen, sondern eine feinere, mit allen Sinnen wahrnehmbare Anziehung. Sie hat ihrem Wesen nach immer etwas Indirektes, etwas Geheimnisvolles, auf jeden Fall schwerer durchschaubares als ein plattes sexuelles Angebot, das da im Raum steht. In diesem Sinne sind meine Rückenfiguren wahrhaft erotisch, sindauf natürliche Weise anziehend. Aber sie sind nicht aufreizend, und ihre Abgewandtheit unterstreicht dies, erklärt eine ebenso natürliche Unverbindlichkeit. Dieses “subtile Spiel zwischen Nähe und Distanz“ vermag den geneigten Betrachter offenbar in jenes Wechselspiel zwischen Ja und Nein zu verstricken – eine Einladung die er spürt, ohne dass es einen Nachweis dafür gibt.


Uwe Flesche: Die ‘Back Views‘ wurden vor Kurzem auch in der Galerie „Schröder und Dörr“ in Refrath ausgesprochen wirkungsvoll in Szene gesetzt, indem der Ausstellungsmacher sie nicht in Reih‘ und Glied hängte, sondern ‘tanzen‘ ließ – “wie entzückende Rücken in einem federnden, sich entfernenden Schritt ...“


Jörg Extra: Jau.


Uwe Flesche: Jazz ist nicht meine Musik – das weißt Du. Deshalb überlasse ich Frau Dr. Roosen nochmals das Wort. Sie stellte fest, dass die Musiker der ‘Jazz-Reihe‘ zu Typen reduziert seien, und fragte: “Verraten Sie uns, welche Jazz-Legenden sich dahinter verbergen?“ Was hast Du ihr geantwortet?


Jörg Extra: Inspiriert haben mich nicht nur internationale Legenden, sondern auch solche, die es einmal werden könnten, wiez. B. die lokalen Größen aus dem ‘Jazzorama!‘ in Köln.

Ich hätte vielleicht noch hinzufügen können, dass die Darstellung der Musiker keine bewusste Reduktion auf Typen ist, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass der Musiker als Persönlichkeit meist hinter seiner Darbietung zurücktritt. Der erzeugte Klang steht im Vordergrund, die Verschmelzung des Musikers mit seinem Instrument, die Einbindung des Zuhörers in ein sinnliches Gesamterlebnis. Insofern ist die ‘Jazz-Reihe‘ eher eine Ansammlung atmosphärisch dichter Momente als ein Who Is Who ihrer prominentesten Vertreter.


Uwe Flesche: Ein weiterer gewichtiger Themenschwerpunkt in Deinem Schaffen sind die Städteporträts. Das sind zum einen die sogenannten Wimmelbilder oder die Momentaufnahmen des Christopher Street Day, die das quirlige Leben Deiner Heimatstadt Köln repräsentieren. Zum anderen sind es internationale Metropolen wie New York oder Paris, die Du treffsicher und mit viel Liebe zum Detail auf die Leinwand bannst. Was verbindest Dumit diesen Weltstädten – zum Beispiel mit New York?


Jörg Extra: New York ist seit der Jahrtausendwende eine Stadt, in der ich mich immer wieder gerne aufhalte und die mich auch immer wieder aufs Neue inspiriert. Es fällt natürlich nicht leicht, in dieser ‘niemals schlafenden Stadt‘ Momente der Kontemplation zu finden; doch wenn ich sie finde und ein Bild daraus entsteht, das ein lokales Lebensgefühl authentisch wiedergibt, empfinde ich dies als Künstler als ausgesprochen beglückend. The Big Apple – das ist für mich nicht nur ein kulturelles Mosaik der verschiedensten Mentalitäten, sondern auch genau jenes ihm innewohnende Glücksversprechen: “If you can make it there, you‘ll make it anywhere!“


Uwe Flesche: Ich bedanke mich für unser Gespräch!

 

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